Prag (Pressweb) - Die Galerie Rudolfinum präsentiert die Ausstellung des deutschen Malers Eberhard Havekost, eines der führenden Vertreter der neuen Malergeneration, die in ihrem Schaffen eine digitale visuelle Sprache benutzt. Die Ausstellung mit dem Titel Logik stellt Eberhard Havekosts Werke aus den ungefähr zehn letzten Jahre vor, die der Autor selbst ausgewählt hat und der tschechische Besucher überhaupt zum ersten mal sehen kann.
Der Künstler arbeitet mit Material, das uns alltäglich umgibt, sei es in der gelebten oder der vermittelten Realität. Als Vorlage für die präzise Malerei des Künstlers dienten vor allem Bilder aus der Werbung in Fernsehen und Presse oder eigene Fotografien, auf denen immer wieder Motive aus der Natur, aus Porträts und der anderswo abgebildeten Gestalten, aus der Architektur und auch von verschiedenen Verkehrsmitteln – Wohnwagen, Autos und Flugzeugen – erscheinen. Das Phänomen der Wiederholung ist in Havekosts Schaffen ebenso wichtig wie das unablässige Verfolgen der Verwandlung von Zeit. Im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Malerei müssen wir uns fragen: was ist das ein Motiv, was heißt Titel, Form und Inhalt. Das Werk von Eberhard Havekost behandelt diese Fragen auf eine Art und Weise, die nicht traditionell ist und sich der eindeutigen Kategorisierung entzieht.
Der Kurator der Ausstellung Petr Nedoma sagt: Der Ausgangspunkt von Havekosts Schaffen ist vor allem Fotografie, im Prinzip jede beliebige, die er überlegt im Computer bearbeitet. Mittels der Verwendung der Fotografie versucht er ein Bild zu kreieren, das, wenn es auch einen Teil der Wirklichkeit scheinbar treu beschreibt, von einer einfachen Beschreibung auf eine ungegenständliche Mitteilung zusteuert. Seine künstlerische Gestaltung ist auf die Reduktion der Bedeutungen des Dargestellten gerichtet, und strebt so eine immer größere Anzahl der Werke an, deren einziges Thema das Bild an sich ist, scheinbar abstrakt, auf ganz eigene Weise seinem ursprünglichen Zweck, die Realität darzustellen, entfremdet. Die Grundfrage ist die Suche nach der nicht deskriptiven Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, die nicht mit billigen Emotionen und der Banalität der unendlich sich wiederholenden, sinnentleernten Mitteilungen un Bedeutungen belastet ist. Die Unbestimmtheit der Bilder ist das Sprungbrett für eine Reise hinter das Bild. Das wesentlichste Phänomen bleibt die Qualität selbst, aller Bedeutungen enthoben. Manchmal ist sie ganz unabhängig vom dargestellten Motiv. Dieses wird nur als eine Stützkonstruktion zur Eröffnung der Diskussion über die von der übersteigerten Darbietung übersättigte Welt verwendet. Solche Darstellungen beginnen die einfache, nicht manipulierte Realität der Welt, die als etwas Minderwertiges, Unbedeutendes in den Hintergrund gedrängt wird, zu überdecken und ihren wirklichen Inhalt und ihre Bedeutung zu verändern.“
Im breiteren Kontext der zeitgenössischen Malerei können wir neben Eberhard Havekosts Schaffen noch das Werk von Luc Tuymans und vor allem von Gerhard Richter erwähnen. Allerdings war die Fotografie für letzteren mehr ein Mittel zur Stärkung der Bedeutung von Malerei und er verzichtete, im Unterschied zu Havekost, nie darauf, die Wichtigkeit des Themas und des Inhalts der Darstellung zu berücksichtigen. Eine Gelegenheit zum direkten Vergleich der Werke von Havekost und Richter wird sich dem tschechischen Publikum im Rahmen des Tschechisch-deutschen Kulturfrühlings bieten, der nicht nur die Eberhard-Havekost-Ausstellung in der Galerie Rudolfinum umfasst, sondern auch die Ausstellung der Werke von Gerhard Richter in der Nationalgalerie.
Eberhard Havekost (*1967) wurde in Dresden geboren, wo er auch an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Im Jahr 1999 erhielt er das namhafte Karl Schmidt-Rottluff Stipendium. Zur Zeit ist er als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf tätig. Zu den bedeutenden Institutionen, in denen seine Einzelausstellungen präsentiert wurden, gehören das Kunstmuseum Wolfsburg, die SCHIRN Kunsthalle in Frankfurt oder das Stedelijk Museum in Amsterdam. Havekost lebt und arbeitet in Berlin.
Die Ausstellung in der Galerie Rudolfinum schließt direkt an die vorangegangene Präsentation des Schaffens Havekosts in dem Berliner KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst an. Die Auswahl der Werke für die Prager Ausstellung konzipierte Eberhard Havekost selbst, kuratorisch konzipiert wurde die Ausstellung vom Direktor der GR Petr Nedoma. Für die Ausstellung wurde ein Katalog mit einem Einführungstext von Petr Nedoma und den Essays von dem tschechischen Kunsthistoriker und Kurator Petr Vaňous und dem schweizerischen Kunsthistoriker Invar-Torre Hollaus herausgegeben.
Begleitende Programme
Die Galerie Rudolfinum bereitet eine Reihe von Programmen vor, die den breiteren Kontext des Werks von Eberhard Havekost und seine Verbindung zur deutschen Kultur zum Thema haben werden. Dazu gehören kommentierte Führungen mit dem Kurator der Ausstellung, Workshops und Führungen für Schulen. Mit der Thematik der Werke Havekosts sind auch die Filme, die im Kino Rudolfinum gezeigt werden, und das Diskussionsprojekt Vor der Tafel (Před tabulí), das in dem neuen edukativen Raum Artpark stattfindet, eng verbunden.